Studie: Sachsen-Anhalt hat noch Potential bei erneuerbaren Energien

Das Land Sachsen-Anhalt könnte in weniger als 20 Jahren seinen Strombedarf mit der bereits jetzt ausgewiesenen Flächenkulissen vollständig aus erneuerbaren Energien decken. Zu diesem Schluss kommt eine vom Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt beauftragte Studie, die Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Hermann Onko Aeikens am Dienstag in Magdeburg vorstellte. Dafür sei allerdings der Ausbau der Netze, vor allem der Verteilernetzebene, erforderlich. Allein 800 Kilometer neue Hochspannungsleitungen (110kV) sind bereits in einem gemäßigten Szenario notwendig, um die installierte Leistung der erneuerbaren Energien von 11.000 MW bis zum Jahr 2033 zu integrieren.

Sachsen-Anhalt gehört beim Ausbau der erneuerbaren Energien zu den Spitzenreitern in Deutschland. Beim Bruttostromverbrauch sind die Ziele des Bundes für 2035 bereits seit zwei Jahren erfüllt. Die erneuerbaren Energien stellen mit über 6.000 MW installierter Leistung die wichtigste Stromerzeugung im Land dar. Durch deren steigenden Anteil ist auch der Stromexport deutlich angestiegen. Dies wiederum setzt starke Netze voraus, um den regenerativen Strom nach Süden zu transportieren.

 

Windenergie

Bei der Windenergie sieht die Studie ein Zubaupotenzial von ca. 2.400 MW in den bereits ausgewiesenen Vorrang- und Eignungsgebieten der fünf regionalen Planungsgemeinschaften. Mit den bereits jetzt vorhandenen Anlagen kann die Gesamtleistung über 7.000 MW betragen. Aeikens dazu: „Obwohl Sachsen-Anhalt schon sehr frühzeitig mit dem Bau von Windkraftanlagen begonnen hat, haben wir immer noch Luft nach oben, ohne aus den dafür vorgesehenen Flächen hinausgehen zu müssen.“

 

Photovoltaik

Im Bereich der Photovoltaik unterscheidet man zwischen Freiflächen- und Aufdachanlagen. Auf Freiflächen sind in Sachsen-Anhalt bereits rund 1.000 MW installiert. Mit den zugrunde gelegten förderfähigen Flächen nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) können weitere 4.000 MW zugebaut werden. Das verfügbare Dachpotenzial im Land erlaubt die weitere Installation von 1.800 MW. In der Summe besteht ein Nutzungspotenzial für Photovoltaik von über 7.300 MW.

Aeikens: „Die Studie zeigt, dass das verfügbare Potenzial für Aufdachanlagen und Konversionsflächen zur Versorgung in Sachsen-Anhalt ausreichend ist. Wir brauchen unsere guten Ackerböden nicht für Photovoltaikanlagen herzugeben.“

 

Biomasse

Weiterhin hat die Studie festgestellt, dass die Biomassenutzung in Sachsen-Anhalt bereits weit fortgeschritten ist. Im Land findet sich z.B. die deutschlandweit höchste Anzahl von Biomethananlagen. Die verfügbaren Kapazitäten im Erdgasnetz sind zur Einspeisung des Bio-Erdgas vorhanden. Mit den Änderungen im Erneuerbaren-Energien-Gesetz und dem verfügbaren Substratpotenzial ist nicht mehr mit einem nennenswerten Ausbau zu rechnen. Zukünftig wird sich dieser Bereich mehr auf die Nutzung von Gülle sowie Rest- und Abfallstoffen konzentrieren.

Aeikens bezeichnete die Studie als fundierte Datengrundlage, mit der in enger Abstimmung mit den Verbänden und Netzbetreibern der Ausbau der erneuerbaren Energien im Land strukturiert weiter vorangebracht werden kann.

 

Hintergrund:

Laut letzter Statistik hat Sachsen-Anhalt einen Anteil von 44,8 Prozent der Erneuerbaren Energien an der Bruttostromerzeugung und belegt damit Platz 3 hinter Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen. Aufgeschlüsselt nach Technologien belegt das Land bei Windenergie Platz 2 (nach Mecklenburg-Vorpommern), bei Photovoltaik Platz 7 und bei Biomasse Platz 3 (nach Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen).

Beim Bruttostromverbrauch nutzt Sachsen-Anhalt bereits weit über 50 Prozent aus Erneuerbaren Energien und nimmt auch hier einen Spitzenplatz in Deutschland ein.

Die Kurzversion der Studie finden Sie auf der Internetseite des Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt (www.mlu.sachsen-anhalt.de).

Quelle: Pressemitteilung Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt, 15. Juli 2015

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