- Studie zeichnet Weg zum zukunftsfähigen, versorgungssicheren und
kosteneffizienten Energiesystem in Deutschland – Zusammenspiel zentraler
und dezentraler Lösungen erforderlich, um Gesamtkosteneffizienz zu
erreichen. - Roland Berger beziffert Mehrwert dezentraler Energielösungen: bis zu 50%
Energiekostenersparnis für Privathaushalte und KMU, 100.000 neue
Arbeitsplätze und bis zu 40% Reduzierung des Verteilnetzausbaus bis 2045. - Neues Unternehmensbündnis fordert die kosteneffiziente und bedarfsgerechte
Gestaltung der Energiewende. Zur Initiative zählen u.a.: Octopus Energy,
Enpal, 1KOMMA5°, LichtBlick, thermondo sowie Volkswagen Group Charging
(Elli). - Schnelle, zielgerichtete Maßnahmen zur besseren Integration der dezentralen
Energielösungen sind notwendig, um den Mehrwert bis 2045 zu realisieren.
Berlin, 30.09.2025 – Führende Unternehmen aus dem Bereich der dezentralen
Energie stellen heute eine neue Studie vor, die von Enpal bei der
Unternehmensberatung Roland Berger in Auftrag gegeben wurde. Diese zeichnet
den gesamtkosteneffizienten Energiemix für Deutschland und beziffert den konkreten
Beitrag dezentraler Lösungen – darunter PV-Batteriesysteme, Wärmepumpen und
Elektromobilität – im Zusammenspiel mit großskaligen erneuerbaren Energien und
konventioneller Erzeugung.
“Tragende Säule”: Dezentrale Energielösungen im deutschen Energiemix
Die Studie macht deutlich: Eine gesamtkosteneffiziente Energiewende braucht drei
tragende Säulen: den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien, den
bedarfsgerechten Einsatz von Backup-Kapazitäten und die proaktive Nutzung
dezentraler Lösungen – dazu zählen PV- Batteriesysteme, Wärmepumpen sowie
Elektromobilitätslösungen wie EVs und Wallboxen. Letztere sollten dabei als dritte,
tragende Säule des deutschen Energiemixes deutlich stärker in den Fokus rücken
und konsequent integriert werden.
Roland Berger skizziert, dass dezentrale Energielösungen bis 2045 einen
wirtschaftlichen Mehrwert von 185 bis 255 Milliarden Euro für das deutsche
Energiesystem erzielen können. Das entspricht einer jährlichen Wertschöpfung von
bis zu 13 Milliarden Euro bis 2045. Dieser Mehrwert ergibt sich aus einer Erhöhung
der Gesamtkosteneffizienz im Energiesystem (u.a. durch eine Reduktion von nötigen
Investitions- und laufenden Kosten), einer Steigerung der lokalen Wertschöpfung
(u.a. durch neue Arbeitsplätze in der hier ansässigen Branche für dezentrale
Energielösungen) sowie durch Effekte direkt bei Verbrauchern und KMU (bspw.
durch gesunkene Energiekosten). Das macht sie zu keiner optionalen Erweiterung
für das Energiesystem, sondern zu einem dringend notwendigen Systemupgrade.
50% niedrigere Energiekosten für Haushalte und KMU
Das größte Potenzial liegt bei den Endverbrauchern: Dezentrale Energielösungen
sind eine Antwort auf steigende Energiekosten für Haushalte und Unternehmen.
Insgesamt könnten durch Einsparungen im Vergleich zum Netzbezug sowie durch
private Investitionen von Haushalten und KMU 120 bis 160 Milliarden Euro an
zusätzlicher Wertschöpfung entstehen. Für Haushalte bedeutet das im Schnitt eine
jährliche Ersparnis von bis zu 1.200 Euro. Mit dezentralen Energielösungen
entwickeln sich Prosumer zu sogenannten Flexumern: Sie verbrauchen und
erzeugen nicht nur Strom, sondern reagieren auch flexibel auf Preissignale und
leisten so einen aktiven, systemdienlichen Beitrag zur Netzstabilität.
„Dezentrale Energielösungen zeigen viele Vorteile. Sie leisten einen wichtigen
Beitrag zu einem gesamtkosteneffizienten und weniger von fossilen
Erzeugungsformen abhängigen Energiesystem. Die Studie zeigt, dass gerade im
Bereich der Dezentralen Energielösungen ein noch nicht ausgeschöpftes Potenzial
liegt, um die Kosten der Energiewende deutlich zu reduzieren. Wir haben bereits eine
führende Branche in Deutschland – wenn wir jetzt noch die richtigen Weichen stellen,
können wir in den nächsten Jahren einen echten Unterschied machen,“ sagt Marc
Sauthoff, Senior Partner Civil Economics, Energy & Utilities bei Roland Berger.
Politischer Handlungsauftrag: Level Playing Field mit Erneuerbaren und
Konventionellen
Damit der enorme Wertschöpfungsbeitrag dezentraler Lösungen tatsächlich gehoben
werden kann, braucht es klare politische Rahmenbedingungen. Über 20 führende
Unternehmen aus dem Bereich der dezentralen Energielösungen fordern daher die
kosteneffiziente und bedarfsgerechte Gestaltung der Energiewende – also dezentrale
Energielösungen gleichberechtigt im deutschen Energiesystem mitzudenken. Mit
konkreten Handlungsempfehlungen an die Politik zeigen die Unternehmen, wie sich
das volkswirtschaftliche Potenzial dezentraler Energielösungen bis 2045
ausschöpfen lässt. Dazu gehören der konsequente Ausbau erneuerbarer Energien,
eine systemdienliche Anpassung der Netzentgelte, die Digitalisierung des
Energiemarktes, die Förderung dezentraler Lösungen sowie der beschleunigte
Ausbau von Smart Grids und die Einführung des bidirektionalen Ladens. So können
dezentrale Flexibilitäten zu einem zentralen Baustein deutscher und europäischer
Energiesouveränität werden.
Zu der neugegründeten Initiative gehören führende Anbieter im Bereich der
dezentralen Energielösungen: 1KOMMA5°, Enpal, LichtBlick, Octopus Energy,
thermondo und Volkswagen Group Charging (Elli) sowie Bosch, E3DC, enercity,
energy partners, gridX, Maxx Solar, metiundo, Ostrom, polarstern, Rabot Energy,
Solar Manager, sonnen, SPiNE, techem, The Mobility House Energy, Tibber und
Vonovia.
Die Studienergebnisse im Überblick:
- Insgesamt können 185-255 Milliarden Euro an Mehrwert generiert werden –eine Wertschöpfung von bis zu 13 Milliarden Euro pro Jahr bis 2045. Dasjährliche Wertschöpfungspotenzial durch Dezentrale Lösungen entsprichtsomit ca. 50% des Jahresbudgets des Klima- und Transformationsfonds (ca.25 Milliarden in 2025).
- Das Einsparpotenzial intelligent integrierter Dezentraler Lösungen bei
den Netzinvestitionen beläuft sich bis 2045 auf bis zu ca. 1,4 Milliarden
Euro pro Jahr und damit 40-50% der auf Niederspannungsebene geplanten
Ausbauinvestitionen der Netzbetreiber. - Das gesamte CAPEX-Einsparpotenzial durch Dezentrale Lösungen von ca. 1-
2 Milliarden Euro pro Jahr entspricht rund 50-70% des bis 2029 jährlichen für
Energieinfrastruktur vorgesehenen Sondervermögens der Bundesregierung. - Dezentrale Lösungen können die Flexibilitätskosten – verstanden alsRedispatchkosten
– um ca. 40% senken. Das entspricht rund 80-100Euro/MWh für dezentrale Lösungen
gegenüber 130-150 Euro/MWh durch konventionelle Versorgung und Reservekraftwerke. - Dezentrale Lösungen schaffen ca. 100.000 Arbeitsplätze bis 2045 – das sind
ca. 5.000 Arbeitsplätze pro Jahr. Dies entspricht einer kumulierten Steigerung
von über 30% gemessen an derzeit ca. 280.000 Arbeitsplätzen lt.
Umweltbundesamt in 2023 bei den erneuerbaren Energien. - Im Optimum können private Haushalte und KMUs ihre Energiekosten im
Mittel um rund 50% senken: Für Privathaushalte ergibt sich jährlich ein
Einsparpotential von rund 900-1.200 Euro bei einem durchschnittlichen
Verbrauch von 4.000 kWh/Jahr und Kosten von ca. 40ct/kWh. Für KMUs
ergibt sich ein Einsparpotential von rund 1.500-2.500 Euro im Jahr bei einem
durchschnittlichen Verbrauch von 15.000 kWh/Jahr und Kosten von ca.
18ct/kWh.
Zitate aus dem Bündnis:
Benjamin Merle-Oberheide, Strategiechef und CPO Enpal: „Die Studie zeigt klar:
Die Debatte um ein Entweder-oder verfehlt das Ziel. Entscheidend ist, welche
Lösungen mit geringstem Aufwand den größten Nutzen bringen. Dabei sind
Dezentrale Ansätze die ‚low hanging fruits‘ – wir sollten sie endlich besser in unser
Energiesystem integrieren.”
Philipp Schröder, CEO & Co-Founder 1KOMMA5°: “Dezentrale Lösungen und
New Energy reduzieren die Infrastrukturkosten und unsere geopolitische
Abhängigkeit massiv. Entscheidend ist, dass Erzeugung und Verbrauch intelligent
zusammengeführt werden. Fürs Gas heißt das: Erst alle Flexibilität aktivieren! Wer
heute ein starres Stromnetz plant, ohne Flexibilisierung und intelligente Steuerung,
braucht mehr Residuallast und treibt den Netzausbau in die Höhe. Die Kosten dafür
trägt die Allgemeinheit. Wenn wir dagegen Flexibilität nutzen, sinkt der Strompreis für
alle sofort. Die Lösungen sind da – jetzt müssen wir in die Umsetzung kommen.“
Marc Wallraff, CEO von LichtBlick: “Deutschland stellt heute die Weichen für die
klimaneutrale, sichere und bezahlbare Stromversorgung der Zukunft. Dieses Ziel
müssen wir spätestens 2045 erreichen. Auf diesem Weg müssen wir die
Erneuerbaren Energien weiter konsequent ausbauen. Und als preiswerteste
Ergänzung nutzen wir in erster Linie Großspeicher und flexible Verbraucher. Wir
brauchen das intelligente Zusammenspiel dieser Elemente, verknüpft durch stabile
Netze und Digitalisierung. Die Studie zeigt: Allein der Ausbau dezentraler Lösungen
hebt rund 13 Milliarden Euro Wertschöpfung pro Jahr in Deutschland. Genau das
brauchen wir jetzt, um unsere Wirtschaft anzukurbeln und Innovationen zu boosten.”
Bastian Gierull, CEO von Octopus Energy Germany: “Wärmepumpen, E-Autos
und flexible Verbraucher sind keine Zukunftsmusik, sie sind heute einsatzbereit. Jede
verschleppte Entscheidung kostet Bürger*innen bares Geld. Die Studie zeigt, wie
teuer es ist, neue Herausforderungen ausschließlich mit alten Lösungen zu
beantworten. Dezentrale Energie ist kein Nice-to-have. Sie ist das Rückgrat einer
bezahlbaren, sicheren und gerechten Energiewende.”
Felix Plog, CEO von thermondo: „Mit jeder weiteren Dezentralen Lösung wie
Wärmepumpen, Elektroautos oder Photovoltaik machen wir uns unabhängiger von
Gas und Öl. Es sollte in Deutschland daher unsere sicherheitspolitische,
wirtschaftliche und ökologische Verantwortung sein, noch mehr auf Dezentrale
Lösungen zu setzen.“
Stephen Guhr, Leiter Quartierwerk bei Vonovia: „Die dezentrale
Energieerzeugung und der dezentrale Verbrauch durch Technologien wie
Photovoltaik und Wärmepumpen bieten der Wohnungswirtschaft die Chance, aktiv
zur Energiewende beizutragen. Insbesondere für Mehrparteienhäusern können diese
Lösungen nicht nur eine klimafreundliche Energie- und Wärmeversorgung
sicherstellen, sondern auch die Nebenkosten für Mieterinnen und Mieter senken. Die
aktuelle Studie unterstreicht das enorme Potenzial dezentraler Energielösungen.“
Giovanni Palazzo, CEO Volkswagen Group Charging (Elli): „E-Mobilität in
Kombination mit smartem oder bidirektionalem bringt ein enormes Potential für das
Energiesystem bei gleichzeitiger Kostensenkung für Haushalte und unserer
Volkswirtschaft – das meiste der Technologie ist heute bereits verfügbar. Die Kraft
der dezentralen Ansätze sollten wir erst vollständig nutzen, bevor wir zu viele
Investitionen in zentrale Gaskraftwerke tätigen.“
Die vollständige Studie steht unter folgendem Link zur Verfügung:
www.new-energy-alliance.de
Quelle: https://www.new-energy-alliance.de/, 30.09.2025