
Der Landesverband Erneuerbare Energien NRW erwartet für dieses Jahr einen neuen Rekordwert beim Windenergieausbau, drängt aber auf schnelle Lösungen bei den langen Wartezeiten auf einen Netzanschluss und den Problemen bei den Transporten der Windkraftkomponenten.
Der Aufwind beim Windenergieausbau in NRW hält an: Nach einer vorläufigen Auswertung* des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) sind bis zur Jahresmitte landesweit 101 Windenergieanlagen mit einer Brutto-Leistung von 525 Megawatt (MW) neu in Betrieb gegangen (Zur Einordnung: Im Gesamtjahr 2022 lag der Zubau bei 421 MW brutto). Da in den zurückliegenden sechs Monaten auch ältere Anlagen abgebaut wurden, beträgt der Nettozuwachs 479 MW. Damit ist NRW sowohl beim Brutto- als auch beim Nettozubau bundesweit vor Niedersachsen und Schleswig-Holstein die Nummer eins Zu den drei Kreisen mit dem größten Zubau bis 30. Juni zählen Steinfurt (92 MW), Paderborn (58 MW) und Recklinghausen (38,6 MW).
„Wir erwarten deshalb – wenn der Himmel nicht auf die Erde fällt – dass am Jahresende die bisherige NRW-Rekordmarke von 881 MW Brutto-Leistung aus dem Jahr 2017 beim Windkraftausbau getoppt wird. NRW könnte somit beim Windkraftausbau erstmals nach acht Jahren ein neues Spitzenniveau erreichen“, sagt LEE NRW-Geschäftsführer Christian Vossler. Die Landesregierung müsse alles daransetzen, dass das neue Ausbau-Niveau „zumindest“ beibehalten werde.
Für die kommenden Monate kann NRW zumindest auf einen üppigen Puffer neuer Genehmigungen setzen: Allein in den ersten sechs Monaten haben die zuständigen Behörden 468 neue Windenergieanlagen mit einer Leistung von rund 2.822 MW genehmigt. Damit entfallen bundesweit rund 35 Prozent aller in der ersten Jahreshälfte erteilten Genehmigungen allein auf NRW. Dass das Tempo beim Windenergieausbau in NRW anhält, dafür sprechen auch die Ergebnisse der ersten beiden Ausschreibungsrunden in diesem Jahr: Von den Zuschlägen mit einem Volumen von rund 7.500 MW entfielen knapp 2.200 MW, sprich an die 30 Prozent, auf NRW. „Absehbar ist damit, dass die schwarz-grüne Regierung ihr erklärtes Ziel, beim Bruttoausbau mindestens 1.000 neue Windenergieanlagen in dieser Legislaturperiode bis Mai 2027 ans Netz zu bringen, erreichen wird“, prognostiziert Vossler.
Allerdings ist nicht alles Gold, was beim NRW-Windenergieausbau so schön glänzt: Für die potenziellen Betreiber und Investoren erweisen sich zunehmende Wartezeiten auf den Netzanschluss als ein immer größeres Ärgernis. Weiterhin unbefriedigend ist die Situation beim Transport der voluminösen Kraftwerkskomponenten über Autobahnen und Landstraßen: „Bei der im vergangenen Sommer vom Landesverkehrsministerium eigens für diese Themen neu gegründeten Stabsstelle Windenergie ist noch viel Luft nach oben“, lautet die Zwischenbilanz von Christian Vossler. „Der LEE NRW hat wiederholt Vorschläge, etwa Mikrokorridore zu den zukünftigen Windenergiegebieten oder temporäre Behelfsausfahrten gemacht. Davon ist bis heute noch nichts umgesetzt worden.“
Bei dem dynamischen Windenergieausbau ist es für den LEE NRW in nächster Zeit umso wichtiger, dass immer mehr Bürgerinnen und Bürger sowie Industrie- und Gewerbebetriebe konkret vom Windenergieausbau profitieren. „Dafür schaffen das von der Landesregierung Ende 2023 auf den Weg gebrachte Bürgerbeteiligungsgesetz und Bürgerstromtarife vor Ort eine gute Basis“, so Geschäftsführer Vossler. Ausbaufähig sei aber die direkte Strombelieferung von Industrie- und Gewerbebetrieben aus einem benachbarten Windpark. Windstrom sorge für günstigere Strompreise und niedrigere CO2-Kosten für die heimische Wirtschaft. „Diese Option wird landesweit bislang nur von zwei Betrieben genutzt. Das ist viel zu wenig“, bedauert der LEE NRW-Geschäftsführer.
*Alle Werte sind bis Ende Juli als vorläufig zu betrachten, da es für Neuanmeldungen im Marktstammdatenregister eine gesetzlich mögliche Nachmeldefrist bis zu vier Wochen gibt!
Windkraftausbau NRW 1HJ 2025_Installierte Lesitung
Windkraftausbau NRW1HJ2025Genehmigungen und Kreise
Quelle: Landesverband Erneuerbare Energien NRW e. V. (LEE NRW) vom 14.7.2025
www.lee-nrw.de
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