Wasserstoff-Strategie: Erkannte Wertschöpfungschancen besser nutzen!

WAB

Die WAB begrüßt, dass die Bundesregierung in ihrer nationalen Wasserstoffstrategie (NWS) anerkennt, dass nur „grüner“ Wasserstoff auf Dauer nachhaltig ist und die besondere Rolle der Windenergie auf See und an Land in ihrer Strategie betont. In ihrer NWS benennt die Bundesregierung weitere unterstützenswerte Ziele, die mit den vorgeschlagenen konkreten Vorhaben aber kaum oder nur unzureichend zu erreichen sind.

Es ist positiv zu bewerten, dass die Bundesregierung in ihrer NWS eine mittel- bis langfristig „signifikant steigende“ Nachfrage nach Wasserstoff erwartet und betont, dass ein starker Heimatmarkt für die Wasserstoff-Lieferkette und deren Exportchancen unverzichtbar ist. „Grüner“ Wasserstoff ist eine CO2-reduzierende Lösung und wird dringend für die Sektorenkopplung benötigt.Mit ihrem Ziel, bis 2030 nur ein Siebtel des erwarteten Bedarfs im Inland zu decken, wird die Bundesregierung diesem Anspruch nicht gerecht. Die Absicht, eine Elektrolysekapazität von 5 GW bis 2030 und weitere 5 GW bis spätestens 2040 aufzubauen, muss mit der erforderlichen Wirtschaftlichkeit einhergehen, um mittelfristig einen Heimatmarkt zu ermöglichen. Für die Erreichung der energie- und klimapolitischen Ziele der Bundesregierung – insbesondere der Sektorenziele bis 2030 – sind über eine CO2-Bepreisung hinaus flankierende Maßnahmen notwendig.

„Wir begrüßen deutlich, dass Anreize für den Markthochlauf von Wasserstofftechnologien in Deutschland geschaffen werden sollen“, sagt WAB-Geschäftsführerin Heike Winkler. „Im Sine des European Green Deal ist eine europäische Kooperation – insbesondere mit den Nordsee-Anrainerstaaten – alternativlos“, fügt sie hinzu. Die Bundesregierung sollte allerdings konsequenter auf das Potenzial des Heimatmarkts für klimafreundlichen „grünen“ Wasserstoff setzen, ergänzt um eine Importstrategie. So könnte sie Klimaschutz besser mit Jobs und Wertschöpfung verbinden – für die Windindustrie, die Maritime Wirtschaft und die wachsende Wasserstoffwirtschaft.

Das Zieldreieck des heute ebenfalls verabschiedeten nationalen Klimaplans aus Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Versorgungssicherheit muss um die industriepolitische Dimension erweitert werden. Nur so kann das volkswirtschaftliche Potenzial der Energiewende voll ausgeschöpft werden. Mit ihrer NWS setzt die Bundesregierung jedoch im großen Stil auf Wasserstoff-Importe, ohne das Potenzial des eigenen Erzeugungsmarkts auszuschöpfen.

Ein starker Fokus auf Forschung zur Wasserstoff-Lieferkette bleibt ohne eine ambitionierte Entwicklung des Heimatmarkts wenig effizient. Nur Forschung und Entwicklung allein führt für Deutschland im schon heute starken internationalen Wettbewerb nicht zu der von der Bundesregierung selbst formulierten „globalen Führungsrolle“ in der Wasserstoff-Technologie. „Innovationsbeauftragte“ für Wasserstoff sollten daher an das Bundeswirtschaftsministerium angebunden sein. „Das Know-how für eine nachhaltige Wasserstoffwirtschaft und der stärkste Export-Akteur werden dort entstehen, wo die Ambitionen groß und die Rahmenbedingungen günstig sind“, sagt Heike Winkler.

Es ist daher wenig konsequent, wenn die Bundesregierung zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Wasserstoff-Produktion lediglich anstrebt, die Produktion von grünem Wasserstoff von der EEG-Umlage zu befreien. „Eine in Aussicht gestellte Prüfung, ob zur Herstellung von grünem Wasserstoff verwendeter Strom von Steuern, Abgaben und Umlagen befreit werden kann, reicht nicht“, so die WAB-Geschäftsführerin.

„Es ist positiv zu bewerten, dass sich die Bundesregierung nach Monaten der Verzögerung endlich auf eine Nationale Wasserstoff-Strategie und auf langfristige Ziele für den Ausbau der Offshore-Windenergie geeinigt hat“, sagt WAB-Vorstandsvorsitzende Irina Lucke. „Wir begrüßen es, dass die Bundesregierung ein flexibles Ziel für den Offshore-Wind-Ausbau bis 2030 vereinbart hat und erwarten eine zügige Planung und Ausschreibung zusätzlicher Erzeugungskapazitäten an Land und auf See, um dem rasant anwachsenden Bedarf für ‚grünen‘ Wasserstoff gerecht werden zu können“, fügt sie hinzu.

Die Branche ist bereit für „grünen“ Wasserstoff! Wir freuen uns auf den Dialog mit der Bundesregierung und den Nordländern zur Umsetzung der für die Elektrolyse erforderlichen, zusätzlichen Erzeugungskapazitäten.

Quelle: WAB e.V., 10.6.2020
www.wab.net

vgl. Post-EEG-Anlagen bieten großes Potenzial für grünen Wasserstoff

s. Konjunkturpaket sucht Wirtschaftsmotor und „Green Deal“-Strategie

vgl. Konjunkturpaket: Kompensation Corona-bedingter Ausschläge bei EEG-Umlage sinnvoll

s. Konjunkturhilfen konsequent auf Klimaschutztechnologien konzentrieren

vgl. BWE startet Kampagne „DIE WINDKRAFT – Energie für den Neustart“

s. Europa gestalten statt verwalten – deutsche Ratspräsidentschaft muss Green Deal vorantreiben

s. Erneuerbare Energien machen Deutschland krisenfester – BEE legt Vorschläge für ein nachhaltiges Konjunkturprogramm vor

vgl. Windbranche steht für Aufbruch bereit: mehr Investitionen, mehr Beschäftigung, mehr Wertschöpfung

s. Einigung der Großen Koalition beim Ausbau Erneuerbarer Energien ist ein positives Signal für die Energiewirtschaft

s. European Green Deal erhöht den Druck auf Mitgliedsstaaten – Pariser Klimaabkommen dennoch gefährdet

vgl. BEE begrüßt Bundesratsinitiative aus Schleswig-Holstein für eine schnelle EEG-Reform

s. Mini-EEG-Novelle kleiner Schritt auf langem Weg

vgl. Mini-EEG-Novelle wirft grelles Licht auf die Blockade der Energiewende

s. Union unterschätzt das Potenzial Erneuerbarer Energien für eine wirtschaftliche Erholung

s. 100 Milliarden Euro, um wirtschaftliche Erholung und Klimaschutz zu verbinden

s. Internationale Energieagentur ruft zum Ausbau der Erneuerbaren Energien auf – sie schaffen Jobs, sind wettbewerbsfähig, krisenfest und zukunftstauglich

vgl. Erneuerbare Energien als Wirtschaftsmotor nutzen: IRENA-Report zeigt wirtschaftliche Chancen der Energiewende auf

s. Klimawandel kennt keine Corona-Pausentaste“ – Kommentar des Bundesverbandes Solarwirtschaft e. V.:

s. Jetzt Investitionsfesseln lösen und Erneuerung der Energiewirtschaft vorantreiben

vgl. Reiner Priggen zu den Ergebnissen der Energieministerkonferenz