Auf dem Weg zur CO2-Reduktion sollten Länder auf erneuerbare Energien statt auf Atomkraft setzen

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Neue Studie zeigt, welche Strategie im Kampf gegen den Klimawandel wirksamer ist

Länder, die CO2-Emissionen so schnell, substanziell und kostensparend wie möglich reduzieren möchten, sollten auf erneuerbare Energien statt auf Nuklearenergie setzen. Das legt eine Analyse von Daten aus 123 Ländern über einen Zeitraum von 25 Jahren hinweg nahe, die von der University of Sussex Business School und der International School of Management (ISM) durchgeführt wurde. Nuklearenergie führt auf nationaler Ebene nicht zu weniger CO2-Emissionen und sollte deshalb nicht als effektive kohlenstoffarme Energiequelle betrachtet werden.

Die Forscher fanden in ihrer globalen Betrachtung heraus, dass erneuerbare Energien mit deutlich niedrigeren CO2-Emissionen einhergehen, während dies bei Nuklearenergie nicht der Fall ist. In ärmeren Ländern ist Atomkraft sogar mit höheren CO2-Emissionen verbunden.

Die Studie, die in der renommierten Fachzeitschrift Nature Energy publiziert wurde, zeigt außerdem, dass erneuerbare Energien selten erfolgreich mit Nuklearenergie koexistieren. Vielmehr verdrängen sich die beiden Energiesysteme gegenseitig und beschränken damit ihre Effektivität.

Benjamin Sovacool, Professor für Energy Policy an der University of Sussex Business School, meint dazu: „Die Daten deuten klar darauf hin, dass Nuklearenergie zur CO2-Eindämmung die weniger effektive Variante darstellt. Nachdem Atomkraft zusätzlich kaum erfolgreich mit erneuerbaren Energien koexistieren kann, sollten Investitionen in Nuklearenergie anstelle von erneuerbaren Energien in Frage gestellt werden. Länder, die Investitionen in Nuklearenergie im großen Maßstab planen, riskieren, nicht ihr volles Potenzial im Kampf gegen den Klimawandel auszuschöpfen.”

Die Analyse der Forscher basiert auf Daten der Weltbank und der Internationalen Energieagentur von 1990 und 2014. Als möglicher Grund für die Inkompatibilität von Nuklearenergie und erneuerbaren Energien wird zum Beispiel die Ausgestaltung der Elektrizitätsübertragung und -verteilung angeführt. Die Einführung kleinteiliger Anlagen im Bereich erneuerbare Energien ist sehr zeitaufwändig und kostspielig, wenn die Netzstruktur für eine zentralisierte Produktion von Elektrizität (wie bei Nuklearenergie) optimiert ist.

Andrew Stirling, Professor für Science und Technology Policy an der University of Sussex Business School, sagt dazu: „Dieser Artikel entlarvt, wie irrational es ist, sich auf ein „do everything“-Argument zu stützen, wenn es um Investitionen in Nuklearenergie geht. Unsere Ergebnisse zeigen nicht nur, dass diese Investitionen weniger wirksam hinsichtlich der Reduktion von CO2-Emissionen sind als Investitionen in erneuerbare Energien, sondern auch, dass Spannungen zwischen diesen beiden Investitionsstrategien einen wirksamen Kampf gegen den Klimawandel gefährden.“

Die Studie zeigt, dass Nuklearenergie nur in „reichen“ Ländern mit etwas geringeren CO2-Emissionen einhergeht. Dieser Zusammenhang ist jedoch deutlich schwächer als der Zusammenhang zwischen erneuerbaren Energien und CO2-Emissionen. Patrick Schmid, Professor für Quantitative Methoden an der International School of Management (ISM) in München, meint dazu: „Das Erstaunliche an der Datenlage ist, wie widerspruchsfrei sich die Ergebnisse lesen. Die Resultate sind über verschiedene Länder und Zeiträume hinweg sehr klar und konsistent. Zudem ist der Zusammenhang zwischen erneuerbaren Energien und geringeren CO2-Emissionen ungefähr siebenmal stärker als der Zusammenhang zwischen Nuklearenergie und CO2-Emissionen.“ Götz Walter, Professor für Wirtschaftspsychologie an der International School of Management (ISM) in München, ergänzt: „Auch wenn die Datenlage keine Kausalschlüsse zulässt, ist die Eindeutigkeit der Analyseergebnisse überraschend. Für eine Verringerung der CO2-Emissionen sind erneuerbare Energien und nicht Nuklearenergie die richtige Strategie.“

Quelle: ISM International School of Management GmbH – Gemeinnützige Gesellschaft, 6.10.2020
www.ism.de

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