DER STILLSTAND BEIM WINDKRAFTAUSBAU SCHEINT ZU ENDE ZU GEHEN

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Trotz Corona-Pademie hat der Landesverband Erneuerbare Energien NRW es geschafft, mit den neunten Windenergietagen NRW in Bad Driburg inhaltliche und organisatorische Highlights zu setzen.

Es waren die neunten Windenergietage NRW, die der LEE NRW in der letzten Novemberwoche zwei Tage lang wie gewohnt im Gräflichen Park in Bad Driburg veranstaltet hat.

Was ein bisschen nach Routine klingt, bedeutete im Zeitalter steigender Corona-Infektionszahlen eine besondere Herausforderung. „Unser Schutzkonzept 2Gplus hat sich voll bewährt“, resümierte Verena Busse, die in Reihen des LEE NRW die Fäden für diesen über die Landesgrenzen hinaus geschätzten Branchentreff zusammengehalten hat. Von den rund 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer habe sie nicht nur großes Lob und Zustimmung für die Entscheidung erfahren, den Eintritt in den Gräflichen Park an einen 2Gplus-Nachweis zu koppeln, „auch unser Vortragsprogramm ist durch die Bank als facettenreich und sehr interessant bewertet worden, was zeigt, dass wir damit am Puls der Zeit sind.“ In der Tat spannten die 37 Vorträge einen großen thematischen Bogen, angefangen vom Artenschutz, über Akzeptanz, Höhenwindkraft, Repowering, Wasserstoff bis hin zu Repowering und Weiterbetrieb.

Neben Teilnehmern, die in diesem Jahr persönlich den Weg ins ostwestfälische Bad Driburg gefunden hatten, hat der LEE NRW erstmals auch Online-Eintrittskarten angeboten, um allen Interessierten eine Teilnahme zu ermöglichen.

Durchweg zufrieden zeigte sich auch Reiner Priggen, der Vorsitzende des LEE NRW, mit den diesjährigen Windenergietagen: „Es hat sich wieder gezeigt, dass für den Informationsaustausch in der Branche nichts über persönliche Gespräche geht.“ Für ihn nicht das einzige Plus, das für die LEE NRW-Veranstaltung sprach: Einen Tag nachdem die Spitzen von SPD, Grüne und FDP in Berlin den Koalitionsvertrag für die künftige Ampelkoalition vorgestellt hatten, gaben mit Thomas Kutschaty (SPD-Fraktionsvorsitzender im NRW-Landtag), Oliver Krischer (Energieexperte der grünen Bundestagsfraktion) sowie Dr. Lukas Köhler (Klimaexperte der FDP-Bundestagsfraktion) drei versierte Politiker des neuen Dreierbündnisses Einblicke in die künftige Energie- und Klimapolitik.

Dabei kündigte Krischer ein umfangreiches Gesetzespaket für die kommenden Monate an, mit dem die bisherigen Hürden für den Ausbau erneuerbarer Energien aus dem Weg geräumt werden sollen: „Wir wissen, dass wir unter Zeitdruck stehen. Wenn diese Gesetze erst zum Ende der Legislaturperiode kämen, wäre das witzlos.“ Ihm pflichtete sein neuer Koalitions-Kompagnon Lukas Köhler bei: „Wir sind gut, wir sind schnell, wir sind progressiv.“

Auch in Nordrhein-Westfalen könnte es zu wichtigen Änderungen kommen. „Sollte ich nach der Landtagswahl am 15. Mai kommenden Jahres zum neuen Ministerpräsidenten gewählt werden, wird meine Regierung die umstrittene 1.000 Meter-Abstandsregelung für Windturbinen abschaffen“, stellte der heutige Oppositionsführer im Düsseldorfer Landtag, Thomas Kutschaty, in Aussicht. Als Alternative plädierte er für eine 3-H-Regelung, sprich etwa 750 Meter Abstand zwischen Windturbine und Wohnbebauung: „Bei Repowering-Projekten halte ich einen 2-H-Abstand für angebracht.“ Der SPD-Politiker präsentierte in Bad Driburg noch einen anderen Gedanken, der durchaus auf Wohlwollen bei den Windmüllern im Land stoßen dürfte: Statt bei den Kreisverwaltungen wie aktuell „soll eine übergeordnete Stelle“ für die Genehmigungen neuer Windenergieanlagen zuständig werden. Das sei ein Baustein, so Kutschaty, der mit dazu beitragen soll, dass sich die Genehmigungsdauer im Land mindestens halbiere.

Die Politiker-Statements wertete Reiner Priggen als deutliches Indiz dafür, „dass der Stillstand, den wir in den vergangenen Jahren beim Windenergieausbau erlebt haben, zu Ende gehen wird – vorausgesetzt wir bekommen wirklich schnell die notwendige Gesetze und Verordnungen.“

Zufrieden zeigt sich der LEE NRW auch mit einem Vortrag sozusagen in eigener Sache. Der Verband hatte 2020 eine Projektgesellschaft gegründet, um die bedarfsgesteuerte Nachtkennzeichnung (BNK) für Windturbinen landesweit schnell und effizient umzusetzen: „Wie es aussieht, können wir noch vor Weihnachten im ersten von uns betreuten Windpark die Lichter ausschalten“, so Priggen, „diese Premiere zeigt, dass der LEE NRW nicht nur über mehr Akzeptanz für die Windkraft redet, sondern selbst sich vor Ort unternehmerisch dafür einsetzt.“

Dem ersten BNK-Cluster, das im Kreis Kleve starten wird, sollen im kommenden Jahr noch zahlreiche weitere folgen. Stoff genug, um darüber auf den nächsten Windenergietagen in Bad Driburg, die dann bereits zum 10. Mal stattfinden, ein Zwischenfazit zu ziehen. Auch eine politische Zwischenbilanz will Reiner Priggen am 17. und 18. November kommenden Jahres ziehen, was die Ampelkoalition bis dahin energie- und klimapolitisch geschafft hat. Deshalb hatte er die drei Diskutanten Thomas Kutschaty, Oliver Krischer und Lukas Köhler sowie die souveräne Moderatorin, die TV-Journalistin Kerstin von der Linden, zu einer Neuauflage der diesjährigen Podiumsdiskussion für das kommende Jahr eingeladen, besser gesagt, fest verpflichtet. Priggen: „Unsere Windenergietage in Bad Driburg sind ein Muss für Planer, Betreiber und Hersteller in Nordrhein-Westfalen, das werden wir auch bei der nächstjährigen Jubiläumsveranstaltung zeigen.“

Quelle: Landesverband Erneuerbare Energien NRW e. V. (LEE NRW) vom 1.12.2021
www.lee-nrw.de

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vgl. WENIG IMPULSE FÜR DEN DRINGEND BENÖTIGTEN AUSBAU DER ERNEUERBAREN ENERGIEN

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