Erste Verträge für Post-EEG-Anlagen

Startseite Für die ersten Windenergie- und Photovoltaikanlagen läuft Ende 2020 die Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz aus. Nun beginnt die Vermarktung für die Zeit danach.

Der auf erneuerbare Energien spezialisierte ostdeutsche Versorger Wemag aus Schwerin hat nun erstmalig einen Vertrag zur Vermarktung von Ökostrom ohne Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) mit einem Windkraftanlagenbetreiber geschlossen. Es handelt sich dabei um eine Anlage im Raum Nordwestmecklenburg mit einer Leistung von 600 Kilowatt mit Vermarktungsbeginn zum 1. Januar 2021.

Mathias Groth zufolge ermöglichen die gestiegenen Marktpreise den wirtschaftlichen Weiterbetrieb der Anlage. Ein weiterer gewünschter Nebeneffekt: „Es wird regionaler Ökostrom produziert und somit die Wertschöpfung in der Region gehalten“, sagt Groth, der bei der Wemag für Einspeisemanagement und neue Märkte verantwortlich ist.

Der Vermarktungsvertrag sieht vor, dass dem Anlagenbetreiber jeweils für ein Jahr ein Minimalerlös je Kilowattstunde garantiert wird. Dieser Jahresfixpreis ist mit einer Preisgleitklausel versehen, die sich wiederum an den Marktbedingungen orientiert.

„Für die Vermarktung von Post-EEG-Anlagen sehen wir regional und überregional ein großes Potenzial“, sagt Groth. Er richtet sich dabei auch an die Betreiber von alten Photovoltaikanlagen. Diese täten gut daran, sich frühzeitig vor Auslaufen der EEG-Förderung um die weitere Vermarktung zu kümmern. Vor allem Photovoltaikanlagen eignen sich wegen ihrer geringen Anfälligkeit und Servicekosten gut für den Weiterbetrieb. Bei Windenergieanlagen ist die Fragestellung dagegen komplizierter.

Service muss beschränkt werden

Die Windenergiebranche beschäftigt sich deswegen intensiv mit der Frage, welche Windenergieanlagen nach 20 Jahren noch wirtschaftlich weiterbetrieben werden können, wenn die Kilowattstunde Strom nicht mehr mit rund 10 Cent, sondern nur noch mit dem aktuellen Börsenpreis von 3,5 bis 4 Cent vergütet wird. „Das bedeutet, dass man den Service auf das technisch unabdingbare Minimum beschränkt und nur die wichtigsten Komponenten warten lässt“, berichtet Mario Dall, Leiter des Servicegeschäfts bei Rosch Industrieservice in Lingen. „Für alte Windparks müssen Low-Cost-Servicepläne entwickelt werden, die unter den Wartungsplänen der Hersteller liegen“, so Dall. In der Praxis läuft dies darauf hinaus, dass die Betreiber sich auf den Service von Getriebe, Generator und Blattsystemen konzentrieren und die Versicherungspolicen auf die reine Haftpflicht reduzieren.

Auch Henning Wegner, Geschäftsführer des Windpark-Managers Energy Consult aus Cuxhaven, erwartet, dass der Weiterbetrieb von Altanlagen vielerorts wirtschaftlich machbar ist: „Die Wartung und Instandsetzung wird viel individueller und ist dann für die Branche ein ganz eigenes lukratives Geschäftskonzept.“

Do-it-yourself-Prinzip

Abbau oder Weiterbetrieb entscheidet sich auch daran, ob ein Repowering möglich ist, also der Ersatz einer alten Anlage durch eine neue leistungsfähigere. Dort, wo die Flächennutzungspläne Repowering ausschließen, sollte zumindest der Weiterbetrieb erwogen werden, sagt Wegner. Die Entscheidung hänge im Wesentlichen von zwei Faktoren ab: „Ist für den Anlagentyp eine weitere Instandhaltung mit Ersatzteilversorgung und qualifizierten Personal möglich und wieviel der ursprünglich gerechneten technischen Belastung wurde durch die tatsächliche Produktion bereits erreicht?“ Denn gerade unterausgelastete Anlagen, die in der Vergangenheit vom Windertrag enttäuscht hatten, bieten noch erhebliche Reserven bis zum Erreichen ihrer technischen Nutzungsgrenzen.

Zudem gelten die frühen Anlagen mit einer Leistung von gerade mal 1,5 Megawatt als durchaus do-it-yourself-freundlich. Diese sind noch mit einer sehr übersichtlichen und gut zugänglichen Technik ausgestattet, weshalb technisch versierte Betreiber viele Wartungsarbeiten und einfache Reparaturen selbst durchführen werden. Die Kostenrechnung ähnelt dann einem alten Auto: Solange man es selbst billig reparieren kann, fährt man es weiter.

Quelle: bizz energy, 9.10.2018
bizz-energy.com

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