Stempel für Regionalstrom: Nachweisregister für die Ökostromvermarktung

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Zum Jahresbeginn ist das beim Umweltbundesamt angesiedelte Regionalnachweisregister für regenerativen Strom gestartet. Es soll ermöglichen, lokal erzeugten EEG-geförderten Strom aus erneuerbaren Energien regional zu vermarkten. Damit sollen künftig mehr „grüne“ Regionalstromangebote entstehen. Wie die Vermarktungsschiene genutzt werden könnte, zeigt ein neuer Online-Marktplatz der RheinEnergie und der Stadtwerke Soest.

Den regional erzeugten Strom – zum Beispiel von der Windenergieanlage in der Nachbarschaft – vor Ort nutzen: Das ermöglicht das neue Regionalnachweisregister. Anfang des Jahres hat es das Umweltbundesamt gestartet. Es verleiht dem Strom aus erneuerbaren Energien einen Regionalstempel. Stromerzeuger und Lieferanten können damit ihren Produkten ein regionales Gesicht geben. Verbraucher und Kunden haben die Bestätigung, dass dieser Strom vor Ort erzeugt wurde. Dieser Nachweis soll die Energiewende vor Ort voranbringen und hilft, regional erzeugten Strom von Ökostrom zu unterscheiden.

Seit Jahresbeginn wird im Regionalnachweisregister darüber Buch geführt, aus welcher Anlage eine bestimmte Menge Strom aus erneuerbaren Energien stammt. Nachweise erhalten nur EEG-geförderte Anlagen. Die Idee dahinter: Die neue Kennzeichnung soll für mehr Transparenz im Ökostrommarkt sorgen und die Regionalität belegen. Maßgeblich für das System sind die Postleitzahlengebiete. Jede Regionalstromregion entspricht einem 50-Kilometer-Radius um ein Postleitzahlengebiet.

Regionalstromprodukte stärken das Vertrauen der Verbraucher
Zugleich stellt das neue Marketinginstrument sicher, dass die regionale Eigenschaft einer Kilowattstunde Strom, die aus regenerativen Energien erzeugt wurde, nur einmal verkauft wird: Im Unterschied zu Ökostromzertifikaten kann der Regionalnachweis nicht getrennt vom Strom aus der Anlage gehandelt werden. Das heißt, es darf nicht mehr regionaler Grünstrom ausgewiesen werden als tatsächlich erzeugt wurde. Um den administrativen Aufwand so gering wie möglich zu halten, wird der Regionalnachweis über das Herkunftsnachweisregister beim Umweltbundesamt abgewickelt, das ebenfalls unter derselben Internetadresse zu erreichen ist und das die Herkunft von Strom aus nicht-geförderten erneuerbaren Energien registriert.

Praktisch erklärt: Weil der physikalische Weg, den der regional erzeugte EEG-geförderte Strom ab seiner Erzeugung nimmt, nicht nachverfolgt werden kann, folgen die Regionalnachweise der vertraglichen Lieferkette des Stroms. So wird der Regionalnachweis auf das Konto des Energieversorgungsunternehmens beim Herkunftsnachweisregister übertragen, das den regional erzeugten Strom vom Anlagenbetreiber gekauft hat. Der Energieversorger kann den Nachweis wie ein Fahrscheinkontrolleur entwerten und ist damit in der Lage, die regionale Eigenschaft des regional erzeugten EEG-geförderten Stroms in der Stromkennzeichnung seines Produkts auszuweisen.

„Lokalstrombörse“ als neuer Online-Marktplatz für Stadtwerke
Weil eigene lokale Stromangebote aus erneuerbaren Energien für viele Regionalversorger und Stadtwerke echte Wettbewerbsvorteile versprechen, unterstützt die Arbeitsgemeinschaft für sparsame Energie- und Wasserversorgung (ASEW), ein Effizienz-Netzwerk der Stadtwerke, Stadtwerke beim Aufbau eines eigenen Regionalstromangebots. „Das eigene Alleinstellungsmerkmal deutlich zu machen, ist heute mehr denn je zentral für den eigenen Erfolg“, sagt Torsten Brose, Leiter Vertriebslösungen bei der ASEW. „Prädestiniert hierfür sind gerade regionale Stromangebote, die auch tatsächlich von identifizierbaren Anlagen vor Ort gespeist werden.“ Das Netzwerk kooperiert dabei eng mit der Rheinenergie und den Stadtwerken Soest, die gemeinsam einen neuen Online-Marktplatz entwickelt haben: „Stromodul – die Lokalstrombörse“ heißt die Plattform. Der Prototyp soll anderen Stadtwerken eine neue Vermarktungsschiene, die auf den neuen Regionalnachweis setzt, eröffnen.

Individueller Strommix aus Erneuerbare-Energie-Anlagen in der Region
Auf der Regionalstromplattform werden Stadtwerke-eigene dezentrale Erneuerbare-Energie-Anlagen und Anlagen Dritter, die sich in einem Umkreis von 50 Kilometern rund um den Wohnsitz des Kunden befinden, zu einem neuen Lokalstromprodukt zusammengeführt. Die sogenannte „White Label“-Plattform wurde jüngst auf der Branchenleitmesse E-World 2019 in Essen vorgestellt. „Wir wollen damit die Energiewende für die Kunden greifbar machen“, sagt Andreas Schmitt, Leiter Portfoliomanagement bei der RheinEnergie Trading GmbH. „Indem sie ihren individuellen Strommix aus ihren Wunschanlagen in der Region zusammenstellen, schafft die Plattform zudem Akzeptanz für diese Anlagen.“ So bringen Stadtwerke regionale Energieerzeuger und Verbraucher zusammen. Der Stadtwerkekunde kann auf der Plattform seinen individuellen Strommix aus Erzeugungsanlagen in der Region zusammenstellen. Außerdem werden ihm der Einspeiseverlauf und die Abdeckung seines Strommixes aus den gewählten Anlagen angezeigt.

Live-Betrieb für den Sommer geplant
Die RheinEnergie und die Stadtwerke Soest administrieren die Plattform und vermarkten die Erzeugungsanlagen. Das Stadtwerk bleibt dabei der Vertragspartner seines Kunden. Die ASEW wird die Plattform in ihren Produktkatalog mitaufnehmen und unterstützt das Stadtwerk mit Marketing- und Zertifizierungsdienstleistungen wie dem Registernachweis. Mitte 2019 soll der Live-Betrieb mit ausgewählten Pilotkunden starten und erprobt werden.

Weiterführende Information:
EnergieAgentur.NRW (2016): Die „Regionale Grünstromkennzeichnung“ – systemische Auswirkungen und Nutzbarkeit

Quelle: EnergieAgentur.NRW vom 2.4.2019
www.energieagentur.nrw

vgl. EcofinConcept plant 8 MWp Solarpark ohne Förderung

s. Projektstand Solarpark ohne EEG Förderung

s. Verbändebrief: Regionale Grünstromkennzeichnung nicht im EEG 2016 einführen

vgl. LEE NRW, RWGV, DMB NRW, BVMW NRW, WLV: Verbändebündnis fordert in Erklärung: Eigenverbrauch nicht mit EEG-Umlage belasten! Regionale Vermarktungsoptionen für Grünstrom sichern!

vgl. Reform der Steuern und Abgaben überfällig – Energiewende braucht effizientes und sozialverträgliches Umlagensystem, Windstrom besser nutzbar machen

s. Wie man 65 Prozent Erneuerbare Energien bis 2030 in die Stromnetze kriegt