NEUE STUDIE: WINDSTROMPOTENZIALE NOCH HÖHER ALS GEDACHT

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Windenergieanlagen sind in den vergangenen zwei Jahrzehnten immer leistungsfähiger geworden. Eine neue Studie berechnet erstmals die Auswirkung auf die tatsächlichen Erzeugungsmengen. Fazit der Analyse: Der technische Fortschritt ermöglicht eine Verdoppelung der Windstromerzeugung bis 2030.

Fortschreitende technologische Entwicklungen machen Windenergieanlagen leistungsstärker und ermöglichen zudem immer mehr Volllaststunden. Damit kann kontinuierlich mehr Strom erzeugt werden als bisher angenommen wird. Das zeigt eine neue Studie der Deutschen WindGuard, die vom Bundesverband WindEnergie (BWE) und dem Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) in Auftrag gegeben wurde.

Die Studie „Volllaststunden von Windenergieanlagen an Land – Entwicklung, Einflüsse, Auswirkungen“ beschreibt erstmals ausführlich die Auswirkungen von Fortschritten bei der Windenergietechnologie auf die tatsächlichen Erzeugungsmengen. Sie kann damit als Basis für weitere Berechnungen und Potenzialeinschätzungen dienen.

Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass durch den Einsatz moderner Windenergieanlagen mit höheren Volllaststunden allein auf den bisher ausgewiesenen Flächen die Windstromerzeugung auf über 200 Terrawatt Stunden (TWh) bis 2030 verdoppelt werden könnte. Durch eine zusätzliche Flächenausweisung könnte die Erzeugung sogar auf 500 TWh erhöht werden. Wird der Strom aus Offshore Windenergie hinzugenommen, ließe sich rein rechnerisch der gesamte deutsche Stromverbrauch aus Windenergie decken: Der aktuelle Stromverbrauch in Deutschland liegt aktuell bei gut 530 TWh, wird aber zukünftig steigen.

Christian Mildenberger, Geschäftsführer des LEE NRW: „Wind kann deutlich mehr: In den vergangenen 20 Jahren hat die Technologie große Sprünge gemacht. Moderne Windkraftanlagen produzieren heute rund 10mal so viel Strom wie solche, die zur Jahrtausendwende gebaut worden sind. Das muss sich auch in Potenzialstudien von Bund und Ländern besser widerspiegeln.“

Wolfram Axthelm, BWE-Geschäftsführer: „Wir brauchen einen neuen Blick auf die Bestandsflächen und das Repowering. Heute ist in Deutschland nicht einmal ein Prozent der Fläche für Windenergie im Binnenland ausgewiesen. Doch schon damit könnten wir bis 2030 knapp 40 Prozent des Strombedarfs decken. Würde dieser Flächenanteil auf nur 2 Prozent der Bundesfläche erhöht werden, so wären es nahezu 100 Prozent des Strombedarfs! Die Windenergie ist für eine CO2-neutrale Zukunft unverzichtbar. Dafür braucht es eine kluge Flächenbereitstellung in allen Bundesländern.“

Dr. Dennis Kruse, Geschäftsführer von Deutsche WindGuard: „Es zeigt sich, dass das Potenzial der Onshore-Windenergie in Deutschland noch deutlich unterschätzt wird. Moderne Windenergieanlagen erreichen eine deutlich höhere Volllaststundenzahl als bisher angenommen. Das heißt: Der Wind kann immer effizienter genutzt werden und mehr Erträge liefern.“

Auf den heute bereits ausgewiesenen Flächen werden bis 2030 zahlreiche ältere Anlagen durch moderne ersetzt (Repowering). Es werden jedoch auch noch viele Altanlagen weiterhin in Betrieb sein. Die verbleibenden Bestandsanlagen könnten nach Berechnung von Windguard gemeinsam mit ca. 12.500 neuen, modernen Windanlagen 212 TWh Ertrag im Jahr 2030 erbringen. Würde die Flächenkulisse von heute 0,9% auf 2% der Landesfläche erweitert, so wären rund 500 TWh durch Wind im Binnenland zu erzeugen.

Zu berücksichtigen ist zudem die fortlaufende technologische Entwicklung. Die Hersteller von Windrädern arbeiten derzeit an einer neuen Anlagenklasse mit über sieben Megawatt Leistung, die in drei bis fünf Jahren verfügbar sein wird. Nach Berechnungen des LEE NRW könnten 2040 sogar mit der gleichen Anzahl Windkraftanlagen wie heute über 700 TWh Strom im Binnenland produziert werden. Der zukünftig durch Elektromobilität, Wärmepumpen und die Produktion von Grünem Wasserstoff steigende Strombedarf kann so in der Kombination von Onshore Wind, Offshore Wind, Solarstrom, Bioenergie, Wasserkraft und Geothermie komplett gedeckt werden.

Christian Mildenberger: „Es gibt keine Ökostromlücke. Es gibt heute nur eine Genehmigungslücke, die schnell überwunden werden muss, damit wir die Klima- und Energieziele erreichen.“

Quelle: LEE NRW, 23.11.2020
www.lee-nrw.de

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